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- Artikel-Nr.: 978-3-88021-567-2
Das Buch von Oscar Creydt (1907-1987) erschien erstmals 1986 auf Spanisch unter dem Titel “Del Universo Inconsciente a la Formación del Trabajador Consciente Racional“ und ist sowohl von seinem Gehalt als auch seiner Entstehungsgeschichte ein beeindruckendes Werk.
Oscar Creydt entwickelte eine sehr gründliche, tiefgehende und dialektische Darstellung der materiellen Welt von den niedrigsten Formen - Strahlung, Photonen - bis zu den höchsten, der menschlichen Gesellschaft. Der Kern der Arbeit ist die bewusste Anwendung der dialektischen Methode. Erkennbar hat er Klassiker wie Engels „Dialektik der Natur“ und auch Lenins Bestimmungen der Dialektik anschaulich und schöpferisch angewandt und konnte beeindruckende Prognosen treffen, die von der bürgerlichen Naturwissenschaft erst Jahrzehnte später bestätigt wurden. Als das Buch 1986 zur Zeit der Militärdiktatur Stroessners in Paraguay erschien, ermöglichte es den Revolutionären in Lateinamerika auch unter der schwierigen Bedingungen Zugang zum Studium der dialektischen Methode. In den langen Jahren der erzwungenen Illegalität und des Exils in Argentinien hat Creydt immer wieder Teile einer dialektisch-materialistischen Analyse zur Naturwissenschaft erarbeitet und in seinen letzten Lebensjahren zum vorliegenden Buch zusammengefasst. Seine Methode gleicht in Vielem der Willi Dickhuts, dem Vordenker und Mitbegründer der MLPD, der sich in der Illegalität um 1940 in die moderne Naturwissenschaft einarbeitete um die dialektische Methode tiefer zu begreifen.1
Die gegenwärtige bürgerliche Lehrmeinung, das Universum sei aus einem Urknall entstanden, lehnt Creydt ab. Es kann nichts aus dem Nichts entstehen. Er vertritt die dialektisch-materialistische Auffassung der selbstorganisierten Entwicklung der Materie, dass der Aufbau des Universums von einfachen zu komplexeren Molekülen auf der Aktion und Wechselwirkung der Systeme der Elementarteilchen beruht. Neben Physik und Biologie befasst Creydt ausführlich die Entwicklung des Menschen in Wechselwirkung zur Arbeit. Die „Bildung des bewusst rationell schaffenden Menschen“ widerlegt die bürgerliche Ideologie der „Unveränderbarkeit der Gesellschaft“ und des „egoistischen Menschen“ und damit einer Kernthese des Antikommunismus. Creydts Ausblick geht daher optimistisch von einer Entwicklung der Gesellschaft zu einem Zustand ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aus.
Das Buch sollte Verbreitung finden als bedeutende naturwissenschaftliche Streitschrift zur Verteidigung und Propagierung des dialektischen Materialismus. Es ist und kann kein einfaches Buch sein – aber es ist kein Buch nur für Naturwissenschaftler, „weil es die Entwicklung der Erde und der Menschheit sehr spannend und von einer Warte aus schildert, wie es im bürgerlichen Bildungssystem nicht gemacht wird. Nämlich von der materialistischen Weltanschauung.“, so eine Leserin.
1 Willi Dickhut, Materialistisch Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft“, Verlag Neuer Weg, 1987
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Oscar Creydt (1907 - 1987) gehörte 1933 zu den Gründern der Kommunistischen Partei Paraguays und wurde 1953 zu ihrem Generalsekretär gewählt. Er war einer der ersten Kritiker des revisionistischen Verrats am Sozialismus, wie er beim XX. Parteitag der KPdSU zutage trat. Mit der Ergänzung des Namens Kommunistische Partei Paraguays (unabhängig) wurde unterstrichen, dass es nicht um eine neue Parteigründung ging, sondern um die Trennung vom revisionistischen Lager. Zur Kontinuität ihrer revolutionären proletarischen politischen Linie hat Oscar Creydt auch durch eine systematische theoretische Arbeit maßgeblich beigetragen.
In den langen Jahren der erzwungenen Illegalität und des Exils in Argentinien hat er immer wieder Teile einer dialektisch-materialistischen Analysen zur Naturwissenschaft erarbeitet und in seinen letzten Lebensjahren zum vorliegenden Buch zusammengefasst.
Im März 1987 starb Oscar Creydt im argentinischen Exil.
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ISBN: | 978-3-88021-567-2 |
Autor: | Oscar Creydt |
Seitenzahl: | 229 Seiten |
Erschienen: | 1. Juni 2020 |
Format: | Taschenbuch |
Sprache: | Deutsch |
Stichwort: | Dialektik, Wissenschaft |
Ein tief denkendes, optimistisches Buch, das sich zum Lesen lohnt
Man kann dieses Buch nicht beurteilen, ohne auf die Hintergründe und den Autor einzugehen. Oscar Creydt war langjährig Generalsekretär der Partido Comunista Paraguayo (PCP). Die PCP kämpfte in der Illegalität gegen die Militärdiktatur von Alfredo Stroessner, die von 1954 bis 1989 dauerte; ihre Mitglieder wurden verfolgt, gefoltert und in vielen Fällen ermordet. Oscar Creydt repräsentierte Stroessners klarsten Gegenpol. Creydt findet in der Zeit Beachtung in Kreisen des europäischen Militärs, so schreibt Hauptmann U. Halter für die „Allgemeine schweizerische Militärzeitschrift“ im Heft 8, 1965 über ihn im Zusammenhang mit der Moral der Guerillakämpfer:
„Oskar Creydt, erster Parteiführer Paraguays, faßt dies zusammen: «Die Soldaten müssen sich der Bevölkerung gegenüber freundlich erweisen. Das Volk muß mit unseren Soldaten zufrieden sein. Je weniger einer scheint, desto wichtiger ist er. Unbestechlichkeit muß in Käufen und Verkäufen herrschen. Die alten Truppen zahlten nicht oder zahlten zu wenig, und das Volk haßte sie. Heute liegt der Fall anders: Wir zahlen, was die Dinge wert sind. Beleidige das Volk nicht. Schände keine Frau. Zerstöre keine Gärten. Foltere keinen Gefangenen und bereichere dich nicht an fremden Gütern.»“ Angesichts dieser hohen Moral ist Hauptmann Halter alarmiert: „Der Kommunismus ist im Vormarsch. Dieser muß aufgehalten werden… Nordamerika muß Fachleute zur Verfügung stellen, die mit den lateinamerikanischen Regierungen zusammenarbeiten.“ Das taten die USA auch, und alle westlichen Länder standen an der Seite des Militärdiktators Stroessner und seiner Kumpane in den Ländern Südamerikas.
Oscar Creydt lebte zumeist in der Illegalität oder im Exil. Sein 1986 in Spanisch erschienenes Buch entstand als Ausbildungsmaterial für Kämpfer gegen faschistische Diktaturen. Es ist eine sehr tiefgehende und selbständig denkende dialektische Darstellung der materiellen Welt von den uns bekannten niedrigsten Formen – Strahlung, Photonen – bis zu den höchsten, der menschlichen Gesellschaft. Die bewusste rationelle Arbeit des Menschen geht aus dem inneren Wesen der Widersprüchlichkeit und Bewegung der Materie und der Entwicklung der Natur hervor.
Die gegenwärtige Lehrmeinung, das Universum sei aus einem Urknall entstanden, lehnt Creydt ab, wie ich auch. Es kann Nichts aus Nichts entstehen. Er setzt stattdessen den Entwicklungsgedanken vom einfachen zerstreuten Ausgangszustand zu immer komplexeren Systemen. Er geht von einem Urzustand der Materie aus: das ist die Strahlung, die „Strahlungsmaterie“. Ihre kleinste Einheit ist das von Planck beschriebene Wirkungsquantum h. Creydt greift die weiterentwickelte Erklärung von De Broglie auf, der es als minimale, konkrete Handlung definiert. „Es ist nicht nur eine Energie, da es ja eine Richtung hat“. De Broglie hat es als Impuls interpretiert, d.h. als Bewegung. Die Beschreibung von Creydt ist anschaulicher als es in der Regel heute den Studenten im Physikstudium vorgesetzt wird.
Den Zustand der uns bekannten niedrigsten Formen der Materie sieht Creydt in der niederenergetischen kosmischen Strahlung, die heute in der modernen bürgerlichen Physik falscherweise als Relikt des Urknalls behandelt wird. Die Strahlungsmaterie sei der ursprüngliche Zustand. Creydt sieht die Welle (Photon) als das Primäre, das Teilchen (Elektron) als das Derivat, das später entstehende. Dem folge ich so nicht. Auch Willi Dickhut behandelt Einheit und Gegensatz von Welle und Teilchen und beschreibt: „Korpuskel und Welle verhalten sich nicht wie These und Antithese, beide sind vereinigt zu etwas Höherem, unzertrennlichen, die Existenz der einen schließt gleichzeitig die der anderen ein – eine Synthese“1. „Die Welle ist die Bewegungsform der Materie, wobei das Licht als eine Erscheinungsform der Materie anzusehen ist. Jede Bewegung äußert sich wellenmäßig, jede Masse korpuskelmäßig. Je nachdem, ob der Faktor Masse oder der Faktor Bewegung mehr in den Vordergrund tritt, beispielsweise beim Elektron, Proton, Neutron usw. die Masse, beim Licht die Bewegung, tritt auch die Korpuskel oder die Welle mehr in Erscheinung.“1
Mehrfach betont Creydt in dem Zusammenhang, dass seine Auffassungen hier Hypothesen sind. Man darf hier nicht einzelne fachliche Details auf die Goldwaage legen. Die Entwicklung der subatomaren Teilchen ist auf heutigem Stand der Erkenntnisse beschrieben von C. Jooß, Selbstorganisation der Materie.2
Besonders stark ist der zweite Teil zur biologischen Entwicklung. Die Entstehung der Moleküle, leitet Creydt aus dem Prozess der spontanen Selbstorganisation von einfacheren zu immer komplexeren Systemen ab. Die Zelle ist die wesentliche Einheit und Basis des ganzen Lebens-Systems. Er setzt sich intensiv mit dem Dogma auseinander, dass die Lebensprozesse durch ein „Programm der Gene“ gesteuert werden. Die heutige Genforschung bestätigt Creydt. Sie hat molekulare Mechanismen auf Gen- und Proteinebene (Epigenetik) aufgedeckt, die belegen, dass sich Eigenschaften der Zellsysteme des Lebens in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt entwickeln.3
Creydt behandelt im dritten Teil ausführlich die Entwicklung des Menschen in Zusammenhang damit, dass sich menschliche Arbeit auf jeder Stufe immer mehr in gesellschaftliche Arbeit verwandelt hat. Er geht von der Existenz einer „menschlichen Natur“, einem „sozialen Charakter“ und einer „rationellen selbstbewussten Würde des Systems Mensch“ aus, die sich im Laufe des kollektiven Lebens der gesellschaftlichen Arbeit im Laufe von Millionen Jahren gebildet haben. Er zeigt, dass die Ausbeutung, Entmenschlichung und „Verstümmelung des Systems Mensch“ in den Klassengesellschaften den Menschen der Möglichkeit berauben, rationelle Arbeit zu leisten. Die Herausbildung des menschlichen Wesens wird gehemmt, solange es Kapitalismus gibt. Das Buch strahlt einen hohen Optimismus aus in der Überzeugung, dass eine neue selbstorganisierte Gesellschaft der nächste Schritt für die Menschheit ist. Man kann, wenn man sich einlässt, aus dem Buch die Grundlage für das Vertrauen in die Masse der Menschen und die hohe Moral erfassen, die Hauptmann Halter so entsetzt hat, siehe oben. Creydt schreibt am Schluss „Es gibt keine Gruppe, die genug Macht besitzt, dass sich das Gesetz der Menschheit verwirklicht.“ Das gilt zumindest auf längere Sicht. Ein tief denkendes, optimistisches Buch, das sich zu lesen lohnt.