Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zuerst hoffen wir, es geht euch den Umständen entsprechend gut und ihr seid gesund.
Wir sind ein kleines Reisebüro mit 3 Beschäftigten. Wie ihr wohl alle diskutieren wir laufend die Entwicklungen angesichts der Corona-Krise und welche Perspektiven auf uns zukommen.
Klar ist, dass jetzt die nächste Stornowelle anrollen wird, die mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Buchungen unserer Kunden für die Sommerferien betreffen wird. Sicher ist jetzt, dass alle Buchungen zu Pfingsten mit der Verlängerung der allgemeinen Reisewarnung bis Mitte Juni hinfällig werden. Das wird die Existenz vieler Büros und der beschäftigten Kolleginnen und Kollegen akut gefährden.
In dieser Situation wird die Politik der Bundesregierung immer unerträglicher! Klar, wir haben die 9.000 Euro Soforthilfe bekommen, eine Kollegin ist in Kurzarbeit, um ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Allerdings sind die 67 % Kurzarbeitergeld auf Dauer nicht genug zum Leben, wir alle wissen, dass die Reisebranche ohnehin mit am Ende der Lohnskala steht.
Aber was läuft sonst eigentlich ab? TUI sichert sich erstmal einen 1,8-Milliarden-Kredit und weigert sich standhaft, den Kunden ihre Anzahlungen in bar zu erstatten. Condor bekommt 550 Millionen Euro, Lufthansa wird sicher ebenso mit großen Summen am Leben gehalten. Beispiele für vorbehaltlose Unterstützung der großen Reisekonzerne gibt es noch mehr, siehe aktuell Bentour oder FTI.
Und was ist mit uns, den kleineren und mittleren Veranstaltern und Reisebüros? Wir haben die Arbeit und sollen den Kunden die Politik der großen Konzerne z.B. mit den – immer noch illegalen weil EU-Recht widersprechenden – Gutscheinregeln schmackhaft machen. Natürlich umsonst! Unsere Kunden sollen mit der Gutscheinregelung praktisch zinslose Kredite an die großen Reiseveranstalter geben, während sie oft selbst von Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit betroffen sind und jeden Euro selbst brauchen.
Klar ist auch, dass die wenigsten kleinen und mittleren Reiseveranstalter die Liquidität haben für die Rückzahlung aller Kundengelder und den Verbleib der Provisionen in den Reisebüros. Dafür aber oft tolle Angebote, die keinesfalls vom Markt verschwinden sollten!
Daher sind wir der Meinung, dass es an der Zeit ist, dass wir klar und eindeutig unsere Forderungen stellen müssen! Beispielsweise in einem offenen Brief an die Bundes- und Landesregierung, über die Medien, sozialen Medien usw. Wir könnten uns vorstellen, hier diese Forderungen zu stellen:
- Rückzahlungen aller Kundengelder aus Reisestornos durch die großen Touristikkonzerne (ab 500 Mitarbeitern)!
- Verbleib der Provisionen aus allen Reisestornos in den Reisebüros!
- Extra-Vergütung der Kundenberatung zu Umbuchungen und Stornierungen durch die Reiseveranstalter an die Reisebüros!
- Einrichtung eines „Reise-Rettungsfonds“ für die Touristik-Wirtschaft, wie ihn z.B. der VUSR vorgeschlagen hat: https://www.vusr.de/corona-information/. Diesen Fonds sollten allerdings nur diejenigen Unternehmen nutzen können, die keine über die Soforthilfen hinausgehenden Staatshilfen wie KfW-Kredit bekommen können.
- Aufzahlung auf 100% des Nettoverdienstes für kurzarbeitende Kolleginnen und Kollegen aus diesem Rettungsfonds, bei Touristikkonzernen durch die Firmen selbst per gesetzlicher Verpflichtung.
Was meint ihr dazu? Könnt ihr euch vorstellen, euch einer solchen Aktion anzuschließen z.B. unter dem Motto: ALARM – Gelsenkirchener Reisebüros brauchen weitere Hilfen! Also als eine Art „Gelsenkirchener Appell“ oder „Gelsenkirchener Erklärung“?
Es wäre sicher sinnvoll, auch in Gelsenkirchen eine Demonstration zu organisieren, wie sie am 29.4. schon in vielen Städten mit großem Erfolg unter dem Motto „Rettet die Reisebüros“ stattgefunden haben. Wer wäre dabei?
Wir freuen uns über jede Rückmeldung, jeden Vorschlag und jeden, der hier mitmachen will. Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir gemeinsam aktiv werden.
Euer Team von People to People Reisen
Uwe Pahlsticker