Elvira Dürr, Monika Gärtner-Engel und Anne Wilhelm repräsentieren die Herausgeberinnen dieser Neuerscheinung im Verlag Neuer Weg und stellten uns ihr Vorwort zur Verfügung:
Der Falle entronnen – eine stolze Afrikanerin engagiert sich für die Frauen der Welt
2010: Jean Ziegler, Schweizer Soziologe und UN-Beauftragter empfiehlt den Pionierinnen der „Weltfrauen“*, Kontakt zu Aminata D Traoré aus Mali zu suchen: „… eine der klügsten und engagiertesten Politikerinnen Afrikas“. Der Faden wird geknüpft und Aminata D Traoré nach Deutschland zum Frauenpolitischen Ratschlag** eingeladen. Sie schickt Clariste Soh Moube. In vielen Begegnungen erleben wir die stolze Afrikanerin – wie sie spricht, kämpft, lacht, tanzt, streitet, Mut macht und Grundsätze verficht. 2010: Clariste hört lange Diskussionen und viel Mitleid über die Beschneidung der Mädchen in Mali. „Ja“, sagt sie – „ein großes Problem. Aber warum spricht hier niemand über die Zerstörung der eigenständigen Baumwollverarbeitung in Mali – und damit der Existenzgrundlage zahlloser Frauen? Etwa weil die EU massiv daran beteiligt ist? Wir möchten nicht das sein, als was andere uns definieren.“
2011: Clariste arbeitet eng mit den deutschen Frauen zusammen im unmittelbaren Vorfeld der ersten Weltfrauenkonferenz in Caracas/Venezuela. Viele begeisternde Erfahrungen, aber auch zahlreiche nervenaufreibende Auseinandersetzungen. Clariste erlebt die 200 deutschen Brigadistinnen, die in der Vorbereitung engagiert arbeiten. „Solche selbstlosen, hart arbeitenden und lernbereiten Frauen aus Europa habe ich selten erlebt“, sagt sie. Aber sie kritisiert auch: „Ihr seid viel zu schnell enttäuscht, wenn euer Plan nicht hinhaut. Ihr kennt nicht den harten Überlebenskampf von Millionen Frauen der Welt. Immer und immer wieder müssen sie trotz aller Widrigkeiten weitermachen, sich durchkämpfen.“
2012: Clariste diskutiert mit uns über die möglichen Austragungsorte der 2. Weltfrauenkonferenz. Wir diskutieren über Sri Lanka, Indien, Nepal. Einwände kommen. Erfahrungen in Nepal: „Wir haben die chaotischen Verkehrsverhältnisse kennengelernt, die Umweltverschmutzung, die stundenlangen Stromausfälle.“ Clariste ist ungehalten: „Wir wollen eine Konferenz der Basisfrauen der Welt und ihr könnt euch nur europäische Konferenzbedingungen vorstellen? Das passt nicht zusammen! Das Wichtigste sind die Frauen, die Gastgeberinnen werden."
Clariste erzählt uns ihr Schicksal. Dass sie ein Buch darüber geschrieben hat. Wir lesen es und sind begeistert. Das muss den Frauen in Deutschland zur Verfügung gestellt werden! So entstand die Idee für dieses Buch.
Heute ist Claristes Buch hoch aktuell. Die Bilder der Flüchtlinge im Mittelmeer erschrecken und empören uns. Welche Hoffnungen sterben dort täglich oder enden in erbärmlichen Flüchtlingslagern? Zehn lange Jahre hat Clariste selbst diesen Weg der trügerischen Hoffnungen beschritten, sie wollte in Europa Karriere machen als Fußballerin und ein besseres Leben finden, ihre Familie unterstützen. Schließlich geht sie den unbequemeren Weg: Sie bleibt in Afrika! Afrika wird nur dann eine lebenswerte Zukunft haben, wenn seine Jugend sich dafür engagiert. Dafür steht Clariste Soh Moube.
Gemeinsam mit ihr bereiten wir inzwischen die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen vom 13. bis 18. März 2016 in Kathmandu, Nepal vor. „Frauen der Welt erklimmen die höchsten Berge.“ In diesem Sinn wünschen wir dem Buch eine große Verbreitung.
Berlin/Gelsenkirchen, im Januar 2014, Elvira Dürr, Monika Gärtner-Engel, Anne Wilhelm
* „Weltfrauen“ nennen sich stolz die Frauen, die sich für den Prozess der Weltfrauenkonferenzen (WFK) der Basisfrauen engagieren. Gemeinsam organisierten sie die 1. WFK 2011 in Caracas/Venezuela und planen derzeit die 2. WFK 2016 in Nepal.
** Der „Frauenpolitische Ratschlag“ existiert seit 1996 und wurde inzwischen mit jeweils über 1.000 TeilnehmerInnen zum größten selbstorganisierten frauenpolitischen Event in Deutschland. Er ist eine überparteiliche, demokratische und finanziell unabhängige Plattform des Meinungs- und Erfahrungsaustauschs der kämpferischen Frauenbewegung mit zahlreichen internationalen Gastfrauen.