Hier veröffentlichen wir ein Interview der Esslinger Zeitung vom 5.Mai 2018 mit Gerrit Brust-Bader von der Stuttgarter Agentur.
"Karl Marx schmeckt äußerst gut. Frisch, spritzig und fruchtig perlt er einem regelrecht die Kehle hinunter. Gerrit Brust-Bader schenkt im Arbeiterbildungszentrum in Untertürkheim „Karl-Marx-Sekt“ aus und spricht bei einem Gläschen von ebenjenem über den großen Namensgeber und dessen heutige Bedeutung. Zunächst einmal: Brust-Bader ist ein offener Mann, der viel lacht. Und für den Marx auch im Jahr 2018 absolut nichts an Bedeutung verloren hat. „Marx ist nicht tot. Er ist eine Persönlichkeit mit einer Wirkung bis ins Jetzt“, sagt er. „Er wollte die Dinge nicht nur aus dem Elfenbeinturm heraus erklären, sondern auch verändern.“ Etwa, als er mit dem Bund der Kommunisten einen Forderungskatalog aufgestellt hat, in dem unter anderem von der Emanzipation der Frau und gleicher Entlohnung der Geschlechter die Rede war. „Nicht umsonst ist Marx der Klassiker der Arbeiterbewegung“, sagt Brust-Bader.
Die fortlaufende Aktualität von Marx sieht er nicht nur in der Wirtschaftskrise von 2008 bestätigt. „Die Menschen stellen wieder die Frage ‚warum ist das so?’, ganz besonders die Jugend“, erzählt er. Ein Glas Karl-Marx-Sekt lädt jedenfalls zum Plaudern ein. Das erlebt auch Brust-Bader immer wieder. Momentan verkauft er über die Agentur people to people wöchentlich etwa einen Karton. Aber wer kauft den Sekt eigentlich? „Er wird oft verschenkt, zum Geburtstag oder als Scherz. Marx ist eine Begrifflichkeit und bietet Anlass zum Reden. Viele überrascht es, dass es den Sekt überhaupt gibt und sie reagieren mit einem Schmunzeln.“ Und Marx selbst, da ist sich Gerrit Brust-Bader sicher, würde sicherlich gerne mittrinken. Schließlich sei er „Genussmensch“ gewesen. Die Familie Marx besaß selbst einen Weinberg in Trier."
(Esslinger Zeitung vom 5.5.2018)